Ortsbildprägend
Arbeiten am Küchenhaus im Zentrum des neuen Stadtquartiers Saarburg-Terrassen neigen sich dem Ende zu
Zum Ende des Jahres soll das neue Justizausbildungszentrum im Küchenhaus der ehemaligen Kaserne de Lattre bezugsfertig sein. Dort entstehen nachhaltige, attraktive und auf die Ausbildung der künftigen Justizfachwirtinnen und -wirte zugeschnittene Schulungs-, Aufenthalts- und Unterkunftsmöglichkeiten. Drei Räume sind für die Lehrgänge nutzbar, einer kann zusätzlich bei Bedarf abgetrennt werden. Ein Sozialraum, eine Küche und Büroräume werden eingerichtet. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei über Rampen und Aufzug erreichbar. Die spezielle EDV, die für die Justiz benötigt wird, ist in Bodenkanälen verlegt. „Die Justizausbildung in Saarburg hat lange Tradition. Früher war die Referendarausbildung der Richter und Staatsanwälte in der heutigen Kita im Blümchesfeld untergebracht“, erinnert Bürgermeister Jürgen Dixius, der im März bereits mit dem Präsident des Oberlandesgerichts Thomas Henrichs den langfristigen Mietvertrag für das erweiterte Lehrgangsgebäude in Saarburg unterschrieben hatte. „Hier werden sowohl in räumlicher als auch in technischer Hinsicht ideale Räumlichkeiten geboten“, ergänzt Dixius. Für die zukünftigen Justizanwärterinnen und -anwärter stehen 14 Apartments im Dachgeschoss zur Verfügung. Das Küchenhaus, das als frühere Militärkantine als ortsbildprägendes Bestandsgebäude erhalten bleibt, ist demnächst bezugsfertig. Teils rollstuhlgerecht, barrierefrei und klimatisiert sind die Wohneinheiten zwischen 19 und 23 m² groß, verfügen je über eine moderne Küchenzeile sowie ein eigenes Bad. „Alles energetisch auf dem neusten Stand“, führt der Beigeordnete Holger Härtel aus, der das Projekt gemeinsam mit dem Bürgermeister leitet, „wir haben dreifach verglaste Fenster, eine starke Außendämmung und eine Luft-Wärme-Pumpe. Die Steuerung der Heizungs- und Klimatechnik ist nachhaltig, weil dezentral, also die Wohnungen sind einzeln regulierbar.“
Das Förderprojekt „Saarburg-Terrassen: Öffentliche Räume“ wird von Kerstin Reinert aus dem Projektentwicklungsteam der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell gesteuert. Das Projekt wird mit rund 5 Millionen Euro aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert. Nationale Projekte des Städtebaus sind größere städtebauliche Projekte mit deutlichen Impulsen für die Stadt, die Region und die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland. Die Kosten teilen sich zu zwei Dritteln auf das Küchenhaus und zu einem Drittel auf das Außengelände und die Grünzüge auf. Zwei großzügige Terrassen entstehen am Küchenhaus und angrenzend an die Grünzüge, die ab 2025 mit Leben gefüllt sein sollen. Bürgermeister und Beigeordneter rechnen damit, dass die zukünftige Gastronomie für das neue Stadtquartier, aber auch den Stadtteil Beurig, zum Ankerpunkt wird. Dafür sind ein großzügiger Küchenbereich und mehrere Restaurantbereiche, teils flexibel trennbar, angelegt. Im Außenbereich entsteht aktuell im Osten ein weiterer rund 100 Meter langer Grünzug mit einem Pavillon, der gemeinsam mit den Terrassen, auch für größere Veranstaltungen, genutzt werden kann. Im Konzept „Barrierearm vom Kammerforst zum Warsberg“ stellt das Küchenhaus einen wichtigen Baustein dar. Über Rampenanlagen und Wegeverbindungen, auf für Radfahrende, erschließt sich das gesamte nachhaltige Quartier vom Kammerforst über die Schadaller Straße bis zum Bahnhof und zur Innenstadt. „Barrierearm von einem Berg zum anderen und das quer durch ein Flusstal! Das ist eine besondere Leistung“, betont Dixius. Zudem liege nun die Zusage zur Entstehung eines Radwegs entlang der B51 ab dem Marienplatz bis zur Innenstadt vor. Das gesamte Quartier ist nachhaltig verkehrsberuhigt mit einem Quartiersparkplatz, der den Verkehr weitestgehend aus dem Bereich fernhalten soll.
Und auch in den anderen Bereichen geht es zügig voran. Viele Vorhaben, wie die Errichtung eines Nahversorgers, eines Quartiersparkplatzes, eines Ärztehauses, eines Bildungszentrums und umfangreiche Büro- und Dienstleistungsflächen sowie Wohnraumbebauung sind abgeschlossen. Die Stadt Saarburg hat viele weitere Projekte gestemmt, vom Bau der Kita St. Marien auf dem Gelände der französischen Grundschule, der Umgestaltung der Kita St. Laurentius im früheren Kasino, über die Wohngebiete der Cité Sud und Cité Nord bis hin zum Sportzentrum Kammerforst, der Photovoltaikanlage in der Nähe des früheren Schießstandes und das halboffene Weideprojekt mit Taurusrindern und Konikpferden, das gemeinsam mit dem NABU RLP auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz umgesetzt wurde.
Insgesamt zehn Bauträger sorgten und sorgen für einen positiven Effekt auf die Einwohnerzahl der Stadt Saarburg, die seit dem Weggang des französischen Militärs im Jahre 2010 zunächst auf 6.240 schrumpfte und nun schon wieder 7.800 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Weitere 1.000 sollen folgen. Aktuell entsteht hinter dem Wohngebiet der klassischen Einzelhausbebauung und dem Nahversorger ein weiteres Wohnquartier mit 12 individuellen Bauplätzen, die bereits weitestgehend vermarktet sind. Insgesamt konnten acht Bestandsgebäude erhalten werden. Drei Bestandsgebäude westlich des Küchenhauses werden aktuell über einen regionalen Bauträger saniert. Großes Entwicklungspotential liegt in der Umgebung des Küchenhauses. Auf dem rund 8,5 Hektar großen Gelände um das Gebäude könnten Gartenflächen mit klimaresilienter Bepflanzung zukunftsweisend sein. Eine große Chance liegt auch in der Gestaltung der Veranstaltungshalle und einer außen gelegenen Kulturfläche im Bereich der Famo-Kaserne. Dort nehmen die nachhaltigen Massivholz-Mehrfamilienhäuser, insgesamt 20 Wohneinheiten, verteilt auf zwei Häuser, bereits Gestalt an. „Zumeist sind es regionale Bauträger“, so Dixius, „aber ein wichtiger und verlässlicher Partner ist auch der einzige nicht regionale Bauträger, der mit seiner Wohnraumbebauung das Bild der Kaserne mitprägt. Insgesamt werden von der BPD 188 Wohnungen, 87 verschiedene Einfamilienhäuser auf einer Gesamtfläche von 5 Hektar gebaut. Auch planen Stadt und die Entwicklungsgesellschaft gemeinsam einen größeren Spielplatz für das Gebiet.
Und welche Aufgaben stehen als nächstes an? Im Bereich des östlichen Grünzugs wird noch im August eingesät und die Arbeiten nach und nach finalisiert werden. Im Küchenhaus steht zum Jahresende der Einzug des Justizausbildungszentrums an. Über die noch nicht erworbenen Teilflächen müssen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Kaufverhandlungen geführt, ein Profil für die Gastronomie sollte herausgearbeitet sowie das Entwicklungspotential, das in der Bewerbung zur Landesgartenschau 2032 besteht, im Stadtrat besprochen werden. Mit einer ersten Informationsveranstaltung hat Bürgermeister Jürgen Dixius die alten und neuen Ratsmitglieder über die Möglichkeiten informiert.