SaarBurg kann barrierearm erobert werden

Foto: Sven Bauer, Knipsaarei

Touristenziel ab sofort mit neuem Aufzug zugänglich

Die mittelalterliche SaarBurg wurde vor über 1.000 Jahren erbaut. Heute ist sie das Wahrzeichen und ein Touristenziel für mehr als 100.000 Menschen jährlich. Sie thront auf dem Schlossberg oberhalb der Saar. „Eine Burg sollte damals natürlich nicht leicht zugänglich für alle sein, aber heute sollten die gesetzlichen Anforderungen an die Barrierefreiheit für touristische Ziele erfüllt werden und das war in unserem Fall gar nicht leicht, denn es handelt sich auch um ein denkmalgeschütztes Gebäude mit strengen Auflagen“, erklärt Bürgermeister Jürgen Dixius.

Sichtbarstes Zeichen der neuen barrierefreien SaarBurg ist der 12 Meter hohe Aufzug am Kolpingweg. Der anthrazitfarbene Aufzugsturm ist fertiggestellt und kann von Besucher*innen genutzt werden, um die SaarBurg ohne Barrieren oder Anstrengung zu erobern. Der Lift der Firma TAT wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Metallbau Koltes umgesetzt und ist vom TÜV freigegeben. Acht Leute können mitfahren. „Wir haben eine moderne, barrierefreie Lösung in neutraler Farbe gewählt, die natürlich von der Stadtseite aus sichtbar ist, aber gleichzeitig aufgrund der Dezenz das Erbe der SaarBurg respektiert“, betont Dixius.

Um den Aufzug zu erreichen, wurde vom Burgparkplatz bis zum Einstieg die Steigung vermindert, so dass Rollstuhl-, Rollatorfahrer*innen, Ältere oder Familien mit Kindern nun leichteren Zugang zum bedeutendsten Kulturgut der Stadt Saarburg haben. Sie steigen ein und überbrücken in wenigen Sekunden den steilen Anstieg bis auf Höhe des oberen Burgplateaus. Im Ausgangsbereich des Aufzugs führt ein breiter, barrierearmer Weg direkt bis zum oberen Burgplateau. Zum Erreichen des unteren Plateaus wurden Rollstuhlschrägaufzüge im Treppenaufgang eingesetzt. Ein bronzenes Tastmodel macht die SaarBurg erlebbar für Sehbeeinträchtigte und kann allen Besuchern einen besseren und vielfältigeren Eindruck der Burg geben. Touristen können das fertiggestellte Modell demnächst als Orientierungshilfe sowie als Fotomotiv nutzen. Nils Hoy hat mit seiner Firma Miniatur Hoyser im Jahr 2012 begonnen, bronzene Blinden-Stadtmodelle zu fertigen. Seine Werke stehen mittlerweile in vielen Städten. Das Modell der SaarBurg ist im Maßstab 1:125 gestaltet. „Wir hoffen, dass es sich schnell zu einem Anlaufpunkt entwickeln wird. Für unsere Stadt- und Gästeführer ist diese 3-D- Burg bei Themenführungen von großem Nutzen“, ergänzt Dixius.

Die barrierefreie Erschließung der Burg ist Teil einer barrierearmen Achse, die vom Kammerforst über den Bürgerpark im Kirtel, dem Bahnhof bis hin zur Innenstadt und dem Warsberg geschaffen wurde. Es entsteht für alle ein barrierefreies Angebot, das die gesamte Stadt in den Bereichen Freizeit, Kultur und Sport erschließt und bereichert.

Die Pläne für die Barrierefreiheit an der Burganlage wurden vom Saarburger Ingenieurbüro Krämer in enger Zusammenarbeit mit dem Bauausschuss der Stadt Saarburg, Fachleuten aus dem barrierefreien Tourismusbereich und der Denkmalschutzbehörde erstellt. Für den barrierefreien Zugang zur Burg wurde bisher eine Zuwendung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) von rund 939.828 Euro bei Gesamtkosten von rund 1.239.836 Euro bewilligt.

In einem zweiten Teil soll nun das obere Burgplateau und der Vorplatz vor dem Burgturm umgestaltet und touristisch aufgewertet werden. Große Teile des Vorplatzes werden auf Höhe des oberen Burgplateaus abgesenkt, so dass sich das barrierefreie, obere Burgplateau insgesamt vergrößert. Ein kleinerer Aufgang mit Treppenstufen führt direkt zum Burgturm. Auf dem vergrößerten oberen Plateau wird eine barrierefreie Toilettenanlage ergänzt werden. Im Zuge der Maßnahme wird auch das ehemalige Toilettengebäude unterhalb des Burgturms in Teilen rückgebaut und in Absprache mit dem Denkmalschutz zu einem Info-Bereich umgestaltet. Der in diesem Bereich versteckte Aussichtspunkt wird aufgewertet und von Sitzstufen, die zum Rasten einladen, gesäumt werden. Ein neuer Aussichtspunkt wird unterhalb des Info-Gebäudes freigelegt werden. „Wir gestalten diesen Bereich so um, dass er den denkmalpflegerischen Vorgaben entspricht und gleichzeitig noch mehr Aufenthaltsqualität bietet“, so Dixius.

Neben der Barrierefreiheit wird die Burganlage weiterhin historisch, touristisch und kulturell aufgewertet werden. Jutta Hundhausen arbeitet seit einigen Jahren an der geschichtlichen Erforschung der SaarBurg. Sie trägt die Erkenntnisse aus der Bauforschung für die Stadt Saarburg zusammen. Im Abschluss an die historischen Arbeiten sollen die neuen Erkenntnisse lebendig und verständlich in einem neuen Rundgang vereint werden.

Auch setzt die Stadt Saarburg auf digitale, touristische Inhalte. Über das seit letztem Jahr verfügbare freie WLAN im Burgbereich sollen künftig auch die digitalen Angebote vor Ort nutzbar sein, wie die Lauschtour-App oder die Augmented Reality-App ARGO, in der die Burg virtuell in ihren ursprünglichen Zustand zum Leben erweckt wird. Im Rahmen eines Leader-Kleinstprojektes erneuerte die Stadt Saarburg im Jahr 2022 die touristische Informations- und Hinweisbeschilderung im Burgbereich. „Das Projekt soll die Wegfindung erleichtern, digitale Möglichkeiten aufzeigen und die Burg so zu einem spannenden Erlebnis für alle Generationen machen“, ergänzt Dixius.

Bereits seit dem Jahr 2004 wurden an der Burg nach und nach umfangreiche denkmalpflegerische Sanierungsmaßnahmen umgesetzt. Sie umfassten den Bergfried, das stadtseitige und in Teilen das saarseitige Gemäuer der mittelalterlichen Burganlage, das Kurfürstenhaus sowie große Teile der Umfassungsmauern. Dies war erforderlich, da einzelne Steine zerstört oder herausgefallen waren. Ein weiterer Antrag für die Sanierung des ausstehenden Bereichs Südost wurde nun mit 174.000 Euro bewilligt. Mit Umsetzung dieses Vorhabens wären die Burgmauern zur Saarseite vollständig überarbeitet.

Bisher sind insgesamt rund 2,7 Millionen Euro in die Sanierung investiert worden, davon rund 669.500 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes, fast 1 Million Euro aus Denkmalpflegemitteln des Landes, rund 182.000 Euro aus dem Kreis und rund 100.000 Euro aus Leader-Mitteln. Der Eigenanteil der Stadt Saarburg belief sich für die bisherigen Arbeiten auf rund 700.000 Euro. Alle Maßnahmen wurden mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz abgestimmt.